Freie Werkstätten im Wandel: E-Mobilität spaltet Branche, Markt wächst dynamisch

05.07.2025 10 mal gelesen 0 Kommentare

Freie Werkstätten zwischen Verbrenner und E-Mobilität

Laut einer aktuellen Umfrage des Ersatzteilanbieters Meyle in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG, die von kfz-betrieb berichtet wird, ist die Branche der freien Werkstätten in Deutschland, Österreich und der Schweiz beim Thema E-Mobilität gespalten. 53 Prozent der befragten Werkstätten erwarten eine Verschiebung ihres Geschäfts in Richtung Verbrenner, während 47 Prozent ihre Zukunft in der E-Mobilität sehen. Trotz des erkannten Potenzials investieren nur wenige gezielt: Lediglich 16 Prozent der Werkstätten haben bislang in Schulungen für E-Mobilität investiert. Selbst unter den E-Mobilitäts-Befürwortern haben nur 34 Prozent ihre Mitarbeiter konsequent weitergebildet.

Die Gründe für das Festhalten am Verbrenner sind vielfältig: 49,1 Prozent der Werkstätten geben an, dass ihre Kunden hauptsächlich Verbrenner fahren, 39,6 Prozent sehen eine zu geringe Nachfrage nach E-Services, 22,6 Prozent fehlt die technische Ausstattung und 32,1 Prozent empfinden die notwendigen Investitionen als zu hoch. Werkstätten, die sich auf E-Mobilität ausrichten, verfolgen klare Ziele: 40,4 Prozent möchten neue Kundengruppen gewinnen, 36,2 Prozent bereiten sich auf das erwartete Marktwachstum vor und 31,9 Prozent streben gezielt Wettbewerbsvorteile an.

  • 45 Prozent der Werkstätten wünschen sich Zugang zu Ersatzteilen und Lösungen für E-Fahrzeuge.
  • 37 Prozent benötigen technische Schulungen zu Elektro- und Hybridfahrzeugen.
  • 47 Prozent fordern Zugang zu Diagnosewerkzeugen und Reparaturanleitungen.
„Die Spaltung der Branche ist keine Katastrophe, sondern eine Chance für diejenigen, die eine konkrete Strategie verfolgen und entsprechend handeln. Die einen optimieren das etablierte Geschäft, die anderen erobern als Pioniere den Zukunftsmarkt. Beides kann funktionieren, aber wer jetzt keine bewusste Entscheidung trifft, wird in wenigen Jahren von beiden Seiten überholt“, erklärt Patrick Stüdemann, Head of Technical Training bei Meyle.

Infobox: Die freie Werkstattbranche steht vor einer strategischen Weichenstellung. Während fast die Hälfte das Wachstumspotenzial der E-Mobilität erkennt, fehlt es noch an konsequenter Umsetzung und Investition in Weiterbildung und Technik. (Quelle: kfz-betrieb)

E-Mobilität: Privatmarkt benötigt weitere Impulse

Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht trotz eines Aufwärtstrends bei der E-Mobilität im ersten Halbjahr 2025 weiterhin Handlungsbedarf, insbesondere im Privatmarkt. Laut KBA wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 248.726 rein batterieelektrische Pkw (BEV) zugelassen, was einem Plus von 35,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Zahl der Plug-in-Hybride (PHEV) stieg um 55,1 Prozent auf 138.905 Einheiten. Im Juni 2025 legten BEV um 8,6 Prozent und PHEV um 66,4 Prozent zu. Der Gesamtmarkt über alle Antriebsarten verzeichnete jedoch einen Rückgang um 4,7 Prozent auf rund 1,403 Millionen Neuzulassungen.

Die Bundesregierung hat beschlossen, die Netzentgelte ab dem 1. Januar 2026 für alle Verbraucher um rund 3 Cent/kWh zu senken. Dies betrifft etwa 27 Prozent des Strompreises. Die Senkung der Stromsteuer, die rund 5 Prozent des Strompreises ausmacht, wird als weiterer notwendiger Schritt gesehen. ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn betont, dass Förderprojekte auf dauerhafte Eigentumsverhältnisse und tragfähige Finanzierungsmodelle abzielen sollten. Social Leasing-Programme werden kritisch gesehen, da sie langfristig keinen nachhaltigen Fahrzeugbestand schaffen.

Kennzahl Wert (1. Halbjahr 2025) Veränderung zum Vorjahr
BEV-Neuzulassungen 248.726 +35,1 %
PHEV-Neuzulassungen 138.905 +55,1 %
Gesamtmarkt Neuzulassungen 1,403 Mio. -4,7 %
Gebrauchtwagen-Besitzumschreibungen 3,274 Mio. +0,3 %

Infobox: Die E-Mobilität wächst, doch der Privatmarkt braucht stärkere Impulse. Die Senkung der Netzentgelte ist ein erster Schritt, weitere Maßnahmen wie eine Reduzierung der Stromsteuer und die Förderung des Gebrauchtwagenmarktes sind laut ZDK notwendig. (Quelle: Presseportal)

Regionale Vorreiter: Steinbach-Hallenberg mit den meisten Ladesäulen im Haseltal

Wie inSüdthüringen berichtet, setzen die IfE-Ingenieure aus dem Haseltal ein Zeichen für die Energiewende. In ihrem Ingenieurbüro betreiben sie elf E-Autos und 18 Ladesäulen. Damit verfügen sie über die meisten Ladesäulen im Haseltal und zeigen, wie die Energiewende im eigenen Unternehmen praktisch umgesetzt werden kann.

Infobox: Mit 18 Ladesäulen und elf E-Autos sind die IfE-Ingenieure in Steinbach-Hallenberg ein regionales Vorbild für die praktische Umsetzung der E-Mobilität. (Quelle: inSüdthüringen)

Flottenumstellung: EU plant strengere Elektro-Quoten

Die Automobilwoche berichtet, dass die EU-Kommission plant, den Umstieg auf E-Mobilität im Flottenmarkt zu beschleunigen. Im Raum stehen Quoten von bis zu 75 Prozent Elektro-Neuwagen ab 2027 und bis zu 100 Prozent ab 2030 für Unternehmensflotten. In Deutschland liegt die BEV-Quote in Fuhrparks aktuell bei 23 Prozent. Nur wenige Unternehmen wie SAP planen, ihre Flotten bis 2030 komplett zu elektrifizieren.

Die EU fasst den Flottenbegriff weit und bezieht alle gewerblich zugelassenen Fahrzeuge ein, einschließlich Leasingunternehmen und Vermieter. Viele Vermieter haben jedoch den Anteil an E-Autos in ihren Flotten zuletzt wieder reduziert, da die Nachfrage gering ist und sinkende Restwerte zu Abschreibungen in Milliardenhöhe führten. Kritiker wie Sixt-Vorstand Nico Gabriel sehen den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur als entscheidend an und halten Elektroquoten für Flottenbetreiber für ungeeignet, da sie die Ursache des Problems nicht adressieren.

  • BEV-Quote in deutschen Fuhrparks: 23 Prozent
  • Geplante EU-Quoten: bis zu 75 Prozent ab 2027, bis zu 100 Prozent ab 2030
  • Probleme: Geringe Nachfrage, hohe Abschreibungen, fehlende Ladeinfrastruktur
"Wenn die EU ab 2030 eine Elektroquote für Flotten einführt, würde dies – durch die Hintertür – effektiv einer Vorverlegung des Verbots von Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 gleichkommen, da mehr als die Hälfte aller in der EU verkauften Fahrzeuge von unseren Mitgliedern finanziert und erworben werden", sagt Richard Knubben, Director General von Leaseurope.

Infobox: Die EU plant eine schnellere Umstellung der Unternehmensflotten auf E-Mobilität. Branchenvertreter warnen vor überstürzten Quoten und fordern stattdessen den Ausbau der Ladeinfrastruktur. (Quelle: Automobilwoche)

Neuzulassungen im Juni: E-Autos legen zu, Verbrenner verlieren

Laut Caschys Blog und den offiziellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden im Juni 2025 insgesamt 256.193 Pkw neu zugelassen, was einem Rückgang von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gewerbliche Zulassungen sanken um 15,5 Prozent, private um 10,2 Prozent. Elektrofahrzeuge legten um 8,6 Prozent zu und erreichten einen Marktanteil von 18,4 Prozent. Hybridfahrzeuge wuchsen um 12,5 Prozent, darunter 25.608 Plug-in-Hybride. Benziner und Diesel verloren deutlich mit Rückgängen von 34,6 und 32,3 Prozent.

Bei den deutschen Herstellern konnte Mini mit einem Plus von 32,3 Prozent zulegen. BMW, Mercedes und Porsche verzeichneten ebenfalls Zuwächse, während VW mit 18,8 Prozent Marktanteil einen Rückgang von 20,7 Prozent hinnehmen musste. Bei den Importmarken dominierten chinesische Hersteller das Wachstum: Lynk & Co steigerte sich um 2.175 Prozent, XPeng um 1.163 Prozent und BYD um 294,1 Prozent auf einen Marktanteil von 0,7 Prozent. SUVs bleiben mit 34,2 Prozent Marktanteil das beliebteste Segment, gefolgt von der Kompaktklasse mit 16,6 Prozent.

Antriebsart Veränderung Juni 2025 Marktanteil
Elektrofahrzeuge +8,6 % 18,4 %
Hybridfahrzeuge +12,5 % k.A.
Benziner -34,6 % k.A.
Diesel -32,3 % k.A.

Infobox: Der Trend zu alternativen Antrieben setzt sich fort. Elektro- und Hybridfahrzeuge gewinnen Marktanteile, während Verbrenner deutlich verlieren. Chinesische Hersteller wachsen rasant, insbesondere bei den Importmarken. (Quelle: Caschys Blog)

Quellen:

Ihre Meinung zu diesem Artikel

Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Bitte geben Sie einen Kommentar ein.
Keine Kommentare vorhanden
Counter