Deutschlands erste Brennstoffzellen-Blitze: Neue Tempofalle in Köln
In Köln wird erstmals eine stationäre Blitzanlage eingesetzt, die ohne Anschluss an das Stromnetz auskommt. Das neue Messsystem bezieht seine Energie aus einer Methanol-Brennstoffzelle und ist damit unabhängig von Kabeln und aufwendigen Bauarbeiten. Die Premiere findet auf der Stadtautobahn B55a statt, einem bekannten Unfallschwerpunkt, der künftig dauerhaft überwacht werden soll. Entwickelt wurde das System vom Wiesbadener Unternehmen Vitronic in Zusammenarbeit mit Vetro Verkehrselektronik, das das Projekt in Köln maßgeblich betreut. Eingesetzt wird das Modell Poliscan FM1, das mit Lasertechnik arbeitet und Geschwindigkeiten präzise auf mehreren Spuren gleichzeitig erfassen kann.
Die Methanol-Brennstoffzelle erzeugt über einen elektrochemischen Prozess Strom, sodass das System dauerhaft betrieben werden kann. Einmal im Monat wird das Betriebsmittel vor Ort aufgefüllt, um einen störungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Die Technik wurde im März 2025 von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zugelassen. Anlass für die Maßnahme war ein bekanntes Problem: Zwischen Ende April und Mitte Mai 2025 wurden auf dem betroffenen Abschnitt der B55a mehr als 320.000 Fahrzeuge erfasst, davon waren über 85.000 schneller als 90 km/h unterwegs, obwohl nur 80 km/h erlaubt sind. Ein Fahrzeug wurde sogar mit 181 km/h gemessen.
Zeitraum | Erfasste Fahrzeuge | Tempoüberschreitungen (>90 km/h) | Erlaubte Höchstgeschwindigkeit | Höchstwert |
---|---|---|---|---|
Ende April bis Mitte Mai 2025 | 320.000 | 85.000 | 80 km/h | 181 km/h |
Die Kölner Unfallkommission, bestehend aus Stadtverwaltung, Polizei, Bezirksregierung und "Straßen.NRW", empfahl daraufhin die Einrichtung einer stationären Überwachung. Da die Stadt auf autobahnähnlichen Straßen wie der B55a nur mit festen Anlagen messen darf – mobile Geräte sind allein der Polizei vorbehalten – war eine technische Lösung dringend erforderlich. Bis zur Inbetriebnahme des neuen Systems übernimmt die Polizei die Geschwindigkeitskontrollen vor Ort.
Die Stadt Köln mietet die komplette Anlage zunächst für 36 Monate. Die Kosten belaufen sich auf 260.000 Euro, inklusive Wartung, Betrieb und Service. Nach Ablauf der Mietzeit kann entschieden werden, ob die Technik übernommen, weiter gemietet oder zurückgegeben wird. Ein zweiter Standort ist bereits in Planung: Auf der Zoobrücke, wo seit 2023 Tempo 50 gilt, aber kaum kontrolliert wird, da die alten Blitzer defekt sind und neue Anlagen bisher an der Stromversorgung scheiterten. Die vorhandene Verkabelung reicht laut Stadt nicht aus, um Messsysteme zu betreiben. Eine Neuverkabelung ist im Zuge der künftigen Brückensanierung vorgesehen. Bis dahin kann auch hier ein netzunabhängiges Brennstoffzellen-System wie auf der B55a eine Lücke schließen.
- Erste netzunabhängige Blitzanlage Deutschlands in Köln im Einsatz
- Stromversorgung durch Methanol-Brennstoffzelle
- Über 85.000 Tempoverstöße in nur zwei Wochen festgestellt
- Mietkosten: 260.000 Euro für 36 Monate inklusive Service
- Zweiter Standort auf der Zoobrücke geplant
Die Technik wurde im März 2025 von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zugelassen.
Infobox: Köln setzt als erste Stadt in Deutschland auf eine stationäre Blitzanlage mit Brennstoffzellen-Technik, um Unfallschwerpunkte auch ohne Stromanschluss dauerhaft überwachen zu können. Die Anlage wird zunächst für drei Jahre gemietet, ein zweiter Standort ist bereits in Planung. (Quelle: Auto Motor und Sport)
Quellen: