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Lade-Infrastruktur für E-Autos: Überangebot in Deutschland
Laut einer aktuellen Analyse der Automobilwoche in Zusammenarbeit mit dem Datendienstleister Elvah, über die Auto Motor und Sport berichtet, gibt es in Deutschland ein Überangebot an öffentlichen Ladesäulen für Elektroautos. Zum Stichtag 1. Februar 2025 waren im Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur insgesamt 161.686 öffentliche Ladepunkte verzeichnet, davon 125.408 Normalladepunkte und 36.278 Schnellladepunkte. Die Zahl der öffentlichen Ladestationen lag bei rund 88.100. Zusätzlich existieren über eine Million private und gewerbliche Ladepunkte, die jedoch nicht öffentlich zugänglich sind. Demgegenüber standen im Januar 2025 rund 1,65 Millionen zugelassene batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) in Deutschland. Das bedeutet, dass sich etwa zehn Elektroautos einen öffentlichen Ladepunkt teilen.
Die Analyse ergab, dass knapp ein Viertel der Hochleistungs-Schnellladesäulen (High Power Charging, HPC) lediglich eine durchschnittliche Auslastung zwischen einem und fünf Prozent erreichte. Über ein Viertel dieser HPC-Ladesäulen wurde sogar überhaupt nicht genutzt, wobei technische Gründe wie Defekte, Updates oder Bauarbeiten eine Rolle spielen können. Auch bei den normalen Schnellladesäulen (DC) bis 130 kW und den Wechselstrom-Normalladesäulen (AC) zeigte sich ein ähnliches Bild: Rund 26 Prozent der DC-Lader und 22 Prozent der AC-Lader blieben im betrachteten Zeitraum ungenutzt.
Kategorie | Anzahl | Unbenutzte Säulen (%) | Durchschnittliche Auslastung |
---|---|---|---|
HPC-Ladesäulen | k.A. | über 25% | 1-5% |
DC-Lader (bis 130 kW) | k.A. | 26% | k.A. |
AC-Lader | k.A. | 22% | k.A. |
Die geringe Auslastung hat erhebliche wirtschaftliche Folgen für die Betreiber. Die Errichtung von HPC-Schnellladestationen ist mit sechsstelligen Euro-Investitionen verbunden, während die Einnahmen pro Ladevorgang im Durchschnitt nur 20 bis 25 Euro betragen. Die Rentabilität vieler Standorte ist damit nicht gegeben, was die Geschäftsmodelle vieler Anbieter unter Druck setzt.
Branchenexperten wie Sören Ziems (Elvah) und Jeroen van Tilburg (Ionity) sehen die Ursache vor allem in einem Überangebot an Ladeinfrastruktur. Die Nachfrage nach Elektroautos blieb 2024 hinter den Erwartungen zurück, während die Zahl der öffentlichen Ladepunkte weiter deutlich stieg. Eine "sehr gute Auslastung" wird laut Ziems erst ab 30 Prozent erreicht, doch diesen Wert erzielte zuletzt nur etwa ein Prozent der HPC-Ladesäulen. Im Durchschnitt lag die Auslastung in Deutschland bei lediglich sechs bis sieben Prozent.
Die Folge dieser Entwicklung ist eine absehbare Marktbereinigung. Während es in Europa noch rund 1.000 Ladeinfrastruktur-Anbieter gibt, kontrollieren in Deutschland bereits die drei größten Anbieter – EnBW, Aral Pulse und Ionity – über die Hälfte aller Schnellladevorgänge. EnBW ist mit einem Marktanteil von über 30 Prozent klarer Marktführer. Experten gehen davon aus, dass sich der Markt weiter auf wenige große Anbieter und einige regionale Spezialisten konzentrieren wird. Viele kleinere Betreiber dürften sich angesichts der wirtschaftlichen Belastung nicht halten können.
Ein weiterer Grund für die unausgewogene Auslastung liegt im derzeitigen Preismodell. Anders als bei Tankstellen gibt es bei den meisten Ladesäulen feste Einheitspreise, unabhängig von Standort oder Tageszeit. Dadurch fehlt den Autofahrern der Anreiz, weiter entfernte oder weniger frequentierte Ladesäulen anzusteuern. Die Folge ist, dass zentrale Ladesäulen überlastet sind, während viele andere kaum genutzt werden. Experten fordern daher flexible, nachfrageorientierte Preise, um die Auslastung besser zu verteilen und den weiteren Ausbau gezielter zu steuern.
"Eine sehr gute Auslastung wird laut Ziems erst ab 30 Prozent erreicht, doch diesen Wert erzielte zuletzt nur etwa ein Prozent der HPC-Ladesäulen." (Quelle: Auto Motor und Sport)
- Deutschland verfügt über 161.686 öffentliche Ladepunkte (Stand Februar 2025).
- Ein Viertel der Schnellladesäulen bleibt ungenutzt.
- Durchschnittliche Auslastung der Ladeinfrastruktur liegt bei 6-7 Prozent.
- Marktbereinigung zugunsten großer Anbieter erwartet.
Infobox: Die aktuelle Ladeinfrastruktur in Deutschland ist laut Auto Motor und Sport deutlich überdimensioniert. Viele Ladesäulen bleiben ungenutzt, was wirtschaftliche Probleme für Betreiber nach sich zieht und eine Konsolidierung des Marktes wahrscheinlich macht.
Leapmotor B01: Chinesische E-Limousine mit großer Reichweite
Die chinesische Stellantis-Tochter Leapmotor hat auf der Auto Shanghai das zweite Modell ihrer mittleren B-Baureihe vorgestellt: die etwa 4,50 Meter lange viertürige Fließhecklimousine B01. Sie basiert auf der neuen EV-Plattform 3.5, die auch vom Kompakt-SUV B10 genutzt wird, der ab September nach Deutschland kommt. Beide Modelle sind technisch weitgehend identisch.
Für den Leapmotor B01 stehen zwei Leistungsstufen zur Wahl: 132 kW (180 PS) und 175 kW (238 PS), jeweils mit Hinterradantrieb. Kunden können zwischen zwei Batteriegrößen wählen. Mit dem 56,2 kWh-Akku soll der B01 nach chinesischer Norm 510 Kilometer Reichweite schaffen, mit der 67,1 kWh großen Batterie werden rund 600 Kilometer versprochen. Eine Version mit Range-Extender ist ebenfalls geplant. Hierbei lädt ein zusätzlicher Verbrenner während der Fahrt die Batterie, sodass das Auto stets elektrisch unterwegs ist. Reichweiten von fast 1000 Kilometern ohne Nachladen sollen so möglich sein.
Modell | Leistung | Batterie | Reichweite (chinesische Norm) | Preis (China) |
---|---|---|---|---|
Leapmotor B01 | 132 kW / 175 kW | 56,2 kWh / 67,1 kWh | 510 km / 600 km | unter 12.000 Euro |
Optisch orientiert sich der B01 laut Leapmotor an Modellen wie dem Porsche Taycan und Tesla Model S. Es stehen acht Farben zur Auswahl, darunter das speziell für Frauen entwickelte „Morgan Pink“. Die Ausstattung ist üppig, unter anderem mit einem 14,6 Zoll großen Touch-Display und einem riesigen Glasdach. In China kostet die Limousine umgerechnet unter 12.000 Euro. Ob und wann der B01 nach Europa kommt, ist noch nicht abschließend entschieden.
Im Gegensatz dazu wird das Schrägheckmodell B05 im September auf der IAA in München Weltpremiere feiern. Ab 2026 soll dieses Modell unter anderem gegen den VW ID.3 antreten. Leapmotor verfolgt einen ambitionierten Globalisierungskurs und ist bereits in 26 Märkten weltweit aktiv, bis Ende 2025 sollen es 42 sein. Im März setzte Leapmotor rund 37.000 Fahrzeuge ab, ein Plus von 154 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt hat das Unternehmen, das erst 2015 gegründet wurde, bereits über 700.000 Fahrzeuge auf die Straße gebracht.
- Leapmotor B01: 4,50 Meter lange E-Limousine mit bis zu 600 km Reichweite.
- Preis in China: unter 12.000 Euro.
- Range-Extender-Variante mit bis zu 1000 km Reichweite geplant.
- Leapmotor ist in 26 Märkten aktiv, bis Ende 2025 sollen es 42 sein.
- Im März 2024 wurden 37.000 Fahrzeuge verkauft (+154% zum Vorjahr).
Infobox: Der Leapmotor B01 bietet viel Reichweite zu einem günstigen Preis und ist ein Beispiel für die Innovationskraft chinesischer Hersteller. Mit seinem Globalisierungskurs und starken Verkaufszahlen positioniert sich Leapmotor als ernstzunehmender Wettbewerber auf dem internationalen E-Auto-Markt. (Quelle: Autogazette.de)
Quellen: