VinFast-Rückzug, E-Auto-Skepsis und neue Preismodelle: Herausforderungen für Elektromobilität

    20.05.2025 224 mal gelesen 0 Kommentare
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    VinFast hat sich aus dem deutschen Markt zurückgezogen, nachdem die Verkaufszahlen enttäuschend waren. Mit nur 55 verkauften Fahrzeugen im ersten Quartal 2025 und einem Verlust von fast 3 Milliarden Euro im letzten Jahr bleibt die Zukunft des Unternehmens in Europa ungewiss. Die Schließung der Showrooms und die Entlassung von 90 Prozent der Belegschaft zeigen die Herausforderungen, mit denen VinFast konfrontiert ist. Der Direktvertrieb wird aufgegeben, und künftig sollen E-Autos über Zwischenhändler verkauft werden.
    Die Skepsis gegenüber E-Autos bleibt in Deutschland hoch, besonders im Privatmarkt. Laut einer Analyse liegt der Anteil reiner Elektroautos bei nur 3 Prozent, und das Wachstum stagniert. Viele Käufer entscheiden sich für gebrauchte E-Autos, doch 60 Prozent haben Bedenken beim Kauf. Nur 15 Prozent der Autofahrer ziehen ein Elektroauto als einzige Option in Betracht.
    Mittelständische Tankstellen stehen unter Druck, da die Nachfrage nach Ladesäulen für E-Autos gering ist. Im Durchschnitt kommen nur an jedem dritten Tag größere E-Autos zum Laden, was einen rentablen Betrieb erschwert. Hohe Investitionskosten für Ladesäulen und bürokratische Hürden bremsen den Ausbau der Infrastruktur. Der Shop-Bereich bleibt die wichtigste Einnahmequelle für die Tankstellen.
    In Hilden wird ein innovatives Preismodell für E-Auto-Ladestationen eingeführt, das saisonale Preise berücksichtigt. Von Mai bis August kosten die Ladevorgänge weniger, während die Preise in den Wintermonaten steigen. Dieses Modell fördert das Laden mit erneuerbaren Energien und könnte als Vorbild für andere Standorte dienen. Der Ladepark plant zudem Erweiterungen der Infrastruktur und Gastronomie.
    Die Herausforderungen für die Elektromobilität sind vielfältig: Von Unternehmensrückzügen über Skepsis der Käufer bis hin zu den Schwierigkeiten der Tankstellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickeln wird und welche Lösungen gefunden werden, um die Akzeptanz von E-Autos zu steigern. Die Zukunft der Elektromobilität in Deutschland steht auf der Kippe.

    VinFast zieht sich aus Deutschland zurück – Kunden verunsichert

    Der vietnamesische E-Auto-Hersteller VinFast hatte große Pläne für den deutschen Markt. Mit sechs eigenen Showrooms und dem Verzicht auf klassische Händlerstrukturen wollte das Unternehmen mit Tesla und BYD konkurrieren. Doch Anfang Mai wurden rund 90 Prozent der deutschen Belegschaft entlassen, die Showrooms sind inzwischen geschlossen. Als Grund nennt VinFast Marktunsicherheiten. Während VinFast in Vietnam führend ist, blieb der Erfolg in Europa aus: Im ersten Quartal 2025 wurden lediglich 55 Fahrzeuge in Deutschland verkauft. Der Preis von rund 40.000 Euro pro Fahrzeug erwies sich für eine weitgehend unbekannte Marke als zu hoch.

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    Wirtschaftlich steht VinFast unter Druck: Trotz steigender Umsätze verzeichnete das Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit fast 3 Milliarden Euro Verlust. Die Muttergesellschaft Vingroup finanziert VinFast weiterhin, doch auch dort wachsen die Zweifel. In den USA kämpft VinFast mit Rückrufen, negativer Presse und Importzöllen, während der Bau einer Fabrik in North Carolina hinter dem Zeitplan zurückbleibt. Künftig will VinFast E-Autos in Europa nur noch über Zwischenhändler anbieten, da das Direktvertriebsmodell laut Unternehmensangaben „nicht mehr funktioniert“ (Quelle: giga.de).

    Showrooms in Deutschland Verkaufte Fahrzeuge Q1/2025 Preis pro Fahrzeug Verlust weltweit 2024
    6 55 ca. 40.000 € ca. 3 Mrd. €

    Infobox: VinFast zieht sich nach enttäuschenden Verkaufszahlen und hohen Verlusten aus dem deutschen Markt zurück. Die Zukunft des Unternehmens in Europa bleibt ungewiss.

    Private Käufer meiden E-Autos – Skepsis dominiert

    Eine Analyse der HUK Coburg zeigt, dass der Anteil reiner Elektroautos im privaten Fahrzeugbestand in Deutschland im ersten Quartal bei nur drei Prozent lag. Das Wachstum von Quartal zu Quartal betrug lediglich 0,1 Prozent. Besonders im Privatmarkt kommen E-Autos kaum an, so HUK-Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann. Die Daten beziehen sich ausschließlich auf vollelektrische Fahrzeuge, Hybridmodelle sind nicht enthalten. Regional gibt es deutliche Unterschiede: In Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg ist der E-Auto-Anteil mehr als doppelt so hoch wie in Sachsen-Anhalt und Sachsen.

    Ein Grund für das langsame Wachstum könnte der wachsende Gebrauchtmarkt sein: 61 Prozent der Käufer, die von einem Verbrenner auf ein E-Auto umsteigen, entscheiden sich für ein gebrauchtes Modell, nur 39 Prozent für einen Neuwagen. Dennoch misstrauen viele Autofahrer gebrauchten E-Autos: 60 Prozent äußerten größere Bedenken beim Kauf eines gebrauchten E-Autos im Vergleich zu einem Verbrenner. In einer repräsentativen Umfrage halten 51 Prozent E-Autos für weniger oder gar nicht gut, nur 42 Prozent bewerten sie als gut oder sehr gut. Lediglich 15 Prozent gaben an, dass für sie grundsätzlich nur noch ein Elektroauto infrage kommt (Quelle: STERN.de).

    Anteil E-Autos (privat, Q1/2025) Wachstum pro Quartal Gebraucht vs. Neuwagen (Umsteiger) Skepsis gegenüber E-Autos
    3 % 0,1 % 61 % gebraucht, 39 % neu 51 % negativ, 42 % positiv

    Infobox: Die Akzeptanz von E-Autos bei privaten Käufern bleibt gering. Skepsis und Unsicherheit prägen das Bild, insbesondere beim Gebrauchtwagenkauf.

    Mittelständische Tankstellen unter Druck durch E-Mobilität

    Mittelständische Tankstellen in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Im vergangenen Jahr kam im Durchschnitt nur an jedem dritten Tag ein größeres E-Auto wie Tesla, Porsche oder Mercedes zum Laden an die Schnellladesäulen der Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands Freier Tankstellen (BfT). Der durchschnittliche Stromverkauf lag bei 9.000 Kilowattstunden pro Jahr, was etwa 100 Ladevorgängen bei einem größeren E-Auto entspricht. Ein rentabler Betrieb ist bei diesen Zahlen nicht möglich, so BfT-Vorstandschef Carsten Müller. Die Investitionskosten für eine Hochleistungs-Ladesäule („Hypercharger“) betragen rund 350.000 Euro.

    Bürokratische Hürden und fehlende Netzanschlüsse bremsen den Ausbau zusätzlich. Baugenehmigungen dauern oft viele Monate, und wenn sie vorliegen, sind die bestellten Ladesäulen häufig nicht mehr verfügbar. Die Lohnkosten machen derzeit zwischen 53 und 62 Prozent der Betriebskosten aus, könnten aber bei einer Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde auf bis zu 70 Prozent steigen. Dies könnte zu eingeschränkten Öffnungszeiten führen, insbesondere auf dem Land. Der Shop-Bereich ist mit einem durchschnittlichen Umsatz von 1,25 Millionen Euro und einem Gewinn von 235.148 Euro die wichtigste Einnahmequelle der Tankstellen (Quelle: WELT).

    Stromverkauf pro Jahr (kWh) Ladevorgänge (großes E-Auto) Investition Hypercharger Lohnkostenanteil Shop-Umsatz (Ø) Shop-Gewinn (Ø)
    9.000 100 350.000 € 53–62 % (bis 70 % möglich) 1,25 Mio. € 235.148 €

    Infobox: Mittelständische Tankstellen kämpfen mit unrentablen Ladesäulen, hohen Investitions- und Lohnkosten sowie bürokratischen Hürden. Der Shop-Bereich bleibt die wichtigste Einnahmequelle.

    Innovatives Preismodell für E-Auto-Ladestationen in Hilden

    Der „Seed & Greet“-Ladepark am Kreuz Hilden führt ein neues Preismodell für AC-Ladestationen ein, das sich nach der Jahreszeit richtet. Von Mai bis August kostet das Laden an den 40 AC-Ladeplätzen mit bis zu 7 kW 25 Cent pro Kilowattstunde, bei bis zu 22 kW sind es 29 Cent. In den Monaten Oktober bis März steigen die Preise auf 35 bzw. 39 Cent, während April und September mit 29 bzw. 33 Cent dazwischen liegen. Die Preise spiegeln den Anteil an Sonnenstrom wider, der durch die 435 kWpeak Photovoltaikanlage erzeugt wird. Ein 2 MWh Batteriespeicher sorgt für das Management des zusätzlichen Stromeinkaufs.

    Die Bezahlung erfolgt bargeldlos per Giro- oder Kreditkarte. Das Angebot richtet sich an Nutzer, die mehr Zeit zum Laden mitbringen. Neben den 40 AC-Ladeplätzen gibt es am Standort 64 DC-Schnellladeplätze und eine Batteriewechselstation. Der Ladepark ist der am stärksten frequentierte Ladepark Europas und plant weitere Erweiterungen der Infrastruktur und Gastronomie (Quelle: RP Online).

    Zeitraum bis 7 kW (ct/kWh) bis 22 kW (ct/kWh)
    Mai–August 25 29
    April, September 29 33
    Oktober–März 35 39

    Infobox: Der Ladepark Hilden setzt auf saisonale, transparente Preise und fördert das Laden mit erneuerbaren Energien. Das Modell könnte als Vorbild für andere Standorte dienen.

    Quellen:

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    Zusammenfassung des Artikels

    VinFast zieht sich nach enttäuschenden Verkaufszahlen und hohen Verlusten aus Deutschland zurück, während E-Autos bei Privatkäufern weiter auf Skepsis stoßen. Mittelständische Tankstellen kämpfen mit unrentablen Ladesäulen und bürokratischen Hürden; innovative Preismodelle wie in Hilden setzen auf Sonnenstrom.

    Direktzahlen beim E-Laden: Einfach nur teuer? | Unter Strom – Einfach Elektromobilität | 98 | ADAC
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