CAR-Studie: E-Auto-Markt 2025 im Wandel – Förderung, Vielfalt, internationale Konkurrenz

17.08.2025 7 mal gelesen 0 Kommentare

CAR-Studie: Auf und Ab der deutschen E-Auto-Zulassungen

Das Center Automotive Research (CAR) hat in Zusammenarbeit mit Prof. Helena Wisbert (Ostfalia) und der European Climate Foundation (ECF) eine umfassende Studie zur Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland veröffentlicht. Die Studie mit dem Titel „Elektromobilität am Wendepunkt – Notwendige Entwicklungen bis Ende 2025 zur Wiederherstellung einer positiven Perspektive“ analysiert die Marktdynamik, Herausforderungen und Handlungsoptionen für Industrie, Politik und Verbraucher.

Nach dem abrupten Förderstopp Ende 2023 kam es 2024 zu einem deutlichen Rückgang bei den Zulassungen batterieelektrischer Pkw (BEV). Die privaten BEV-Neuzulassungen sanken 2024 um fast 50 Prozent – trotz massiver Herstellerrabatte. Erst durch starke Rabatte und neue Leasingmodelle stabilisierte sich die Nachfrage wieder, was die hohe Preissensitivität der Konsumenten unterstreicht. 70 Prozent der Deutschen haben laut Studie noch nie ein Elektroauto genutzt, was Unsicherheit schafft. Die Autoren empfehlen daher Testprogramme, Sharing-Angebote und Flottenlösungen.

Die Studie hebt hervor, dass die staatliche Förderung vor allem preissensitive Haushalte nicht ausreichend erreicht hat. Förderungen wirken im unteren Preissegment dreimal so stark wie bei Premiummodellen. Ohne gezielte Anreize bleibe E-Mobilität ein Nischenthema. Am Beispiel Volkswagen zeigt sich die Krise besonders deutlich: In Q1/2025 brach der Gewinn der Pkw-Sparte um 85 % ein. Ursachen sind unter anderem CO2-Rückstellungen, Marktverluste in China, drohende US-Zölle und strukturelle Schwächen in der Software.

Chinesische Anbieter wie BYD und Geely gewinnen an Marktanteilen, während europäische Hersteller durch bürokratische Hürden und uneinheitliche Regulierungen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Strafzölle auf chinesische E-Autos treffen auch europäische Joint Ventures. Die Autoren warnen, dass Deutschland ohne entschlossenes Handeln seine internationale Führungsrolle verlieren könnte. Sie fordern ein Maßnahmenpaket aus finanziellen Anreizen, Infrastrukturinvestitionen, industriepolitischen Förderprogrammen und Strategien zur Fachkräftesicherung.

  • Sozial zielgerichtete Förderung von E-Autos
  • Beschleunigter Ausbau der Ladeinfrastruktur
  • Förderung günstiger Einstiegsmodelle (< 25.000 €)
  • Lokalisierung von Produktion zur Risikoabsicherung
  • Vertrauensstiftende Kommunikation auf EU-Ebene
  • Strategische Investitionen in die Batterieindustrie
„Ohne entschlossenes Handeln droht der Rückstand gegenüber internationalen Spitzenreitern im Batterie-, Fahrzeug- und Infrastrukturaufbau weiter zu wachsen.“ (Studienmacher, CAR)

Infobox: Die Studie sieht 2025 als kritische Phase für die Elektromobilität in Deutschland. Ohne gezielte Maßnahmen droht ein dauerhafter Rückstand im internationalen Wettbewerb. (Quelle: electrive.net)

R5, EV3 und Elroq prägen das E‑Auto-Jahr 2025

Der Automobil-Analyst Matthias Schmidt berichtet, dass sich der europäische E-Automarkt im ersten Halbjahr 2025 deutlich breiter aufstellt. Kein Modell erreicht mehr als 5,7 Prozent Marktanteil, den das Tesla Model Y für sich beanspruchen konnte. Im Vorjahr lag der Marktanteil des Model Y noch bei über 10,8 Prozent. Das Model Y kommt im Juni auf 22.940 Einheiten, im Halbjahr auf 65.890 – ein Rückgang von 34,1 Prozent gegenüber 100.006 im Vorjahreszeitraum. Das Model 3 fällt im Halbjahr auf 37.533 Zulassungen, ein Minus von 29,5 Prozent.

Volkswagen profitiert von dieser Entwicklung: ID.4 und ID.5 erreichen im Halbjahr zusammen 46.663 Zulassungen (plus 39,1 Prozent). Der ID.3 wächst auf 36.708 Einheiten (plus 29,4 Prozent). Besonders stark ist der Zuwachs beim ID.7: Im Halbjahr 37.198 Zulassungen, ein Plus von 633 Prozent gegenüber 5.077 im Vorjahr. Škoda Enyaq steigert sich auf 35.243 (plus 30,5 Prozent), der neue Elroq kommt auf 30.888 Einheiten. Renault 5, Kia EV3 und Citroën ë‑C3 setzen als Neueinsteiger starke Impulse.

Modell Zulassungen H1 2025 Marktanteil
Tesla Model Y 65.890 5,7 %
VW ID.4/ID.5 46.663 4,1 %
Tesla Model 3 37.533 3,3 %
VW ID.7 37.198 3,2 %
VW ID.3 36.708 3,2 %
Škoda Enyaq 35.243 3,1 %
Renault R5 33.445 2,9 %
Kia EV3 32.729 2,8 %
Škoda Elroq 30.888 2,7 %
BMW iX1 30.346 2,6 %

Der Markt wird vielfältiger, insbesondere kompakte E-Autos wie Renault 5, Citroën ë‑C3 und Kia EV3 sprechen preisbewusste Käufer an. Die Abhängigkeit von einzelnen Bestsellern sinkt, die Auswahl wächst. Hersteller setzen auf lokale Produktion, neue Baureihen und effizientere Antriebe. Preisanpassungen stehen weniger im Fokus, da das Angebot selbst überzeugt.

Infobox: Der europäische E-Automarkt 2025 ist vielfältiger denn je. Tesla verliert Marktanteile, während Volkswagen, Renault, Kia und Škoda mit neuen Modellen zulegen. (Quelle: Elektroauto-News, Schmidt Automotive Research)

VW fordert mehr E-Auto-Förderung – Experten sehen Versäumnisse

Volkswagen fordert von der Politik gezielte staatliche Fördermaßnahmen, um die Skepsis privater Käufer abzubauen und die Nachfrage anzukurbeln. VW-Vertriebsvorstand Martin Sander betont, dass aktuell vor allem gewerbliche Kunden E-Fahrzeuge erwerben, da sie von Steuervergünstigungen profitieren. Die Forderung nach mehr Förderung fällt mit einem Meilenstein zusammen: In Emden feierte VW die Auslieferung des 1,5-millionsten vollelektrischen Wagens aus der ID-Modellfamilie. Das Werk ist vollständig auf Elektroautos umgestellt.

Der ID.7 Tourer führte im ersten Halbjahr 2025 die Liste der meistzugelassenen Elektrofahrzeuge in Deutschland an. Dennoch befindet sich die deutsche Automobilindustrie insgesamt in einer Krise. Branchenexperte Frank Schwope kritisiert, dass die deutschen Hersteller den Trend zur Elektromobilität verschlafen haben, insbesondere auf dem chinesischen Markt, wo sie Schwierigkeiten haben, die Vorlieben jüngerer Generationen zu treffen.

Infobox: Trotz Erfolg des ID.7 Tourer fordert Volkswagen mehr staatliche Förderung, um die private Nachfrage zu stärken. Experten sehen Versäumnisse der deutschen Hersteller bei der Elektrifizierung. (Quelle: Merkur)

China: Li Auto unter Druck von BYD und NIO

Im chinesischen E-Auto-Markt verschärft sich der Wettbewerb. JPMorgan hat die Bewertung von Li Auto wegen des wachsenden Konkurrenzdrucks von Overweight auf Neutral gesenkt und das Kursziel um 5 US-Dollar auf 28 US-Dollar reduziert. Analyst Nick Lai rechnet mit 10–20 Prozent niedrigeren Absatz- und Gewinnzahlen für 2025 und 2026. Hauptgrund ist die starke Nachfrage nach Konkurrenzmodellen, insbesondere dem ONVO L90 SUV von Nio.

Li Auto brachte kürzlich den i8, einen sechssitzigen SUV ab rund 349.000 RMB (41.670 Euro), auf den Markt, senkte jedoch bereits eine Woche nach Einführung den Preis. Für September wird der i6, ein fünfsitziger vollelektrischer SUV im Preissegment 240.000 bis 250.000 RMB (29.850 Euro), erwartet. BYD plant einen neuen SUV aus der Dynasty-Tang-Serie, Nio die Einführung des ONVO L80 für Ende 2025 oder Anfang 2026.

  • JPMorgan senkt Kursziel für Li Auto auf 28 US-Dollar
  • Absatz- und Gewinnprognosen für 2025/26 um 10–20 % gesenkt
  • i8 ab 349.000 RMB (41.670 Euro), i6 im Segment 240.000–250.000 RMB (29.850 Euro)
  • Starke Konkurrenz durch BYD und Nio

Infobox: Li Auto steht im chinesischen E-Auto-Markt unter massivem Druck von BYD und Nio. Analysten senken Prognosen und Kursziel. (Quelle: Wallstreet Online, FinanzNachrichten.de)

Großbritannien: Neue E-Auto-Förderung mit Tücken

Seit Juli 2025 gibt es in Großbritannien eine neue E-Auto-Förderung mit bis zu 3.750 Pfund (rund 4.360 Euro). Die Regelung ist jedoch komplex und bislang qualifiziert sich kein einziges Modell für den vollen Zuschuss. Nur 19 Modelle erfüllen die Vorgaben für die reduzierte Prämie von 1.500 Pfund (rund 1.750 Euro). Zu den genehmigten Modellen zählen Citroën, Renault, Nissan und Vauxhall (Opel), die den 1.750-Euro-Nachlass erhalten.

Für die Förderung gelten strenge Kriterien: Neben einer Preis-Obergrenze werden der Produktionsstandort, Klimaziele des Herstellers und die Herkunft der Batterien berücksichtigt. Marken wie Tesla, BMW, Audi und viele chinesische Hersteller sind meist ausgeschlossen. Beliebte Modelle wie Fiat Grande Panda, Kia EV3 oder Hyundai Inster fallen aus der Förderung heraus. Viele Hersteller reagieren mit eigenen Preisnachlässen, die teils die Höhe der staatlichen Prämie erreichen.

  • Maximale Förderung: 3.750 Pfund (4.360 Euro)
  • Reduzierte Prämie: 1.500 Pfund (1.750 Euro) für 19 Modelle
  • Strenge Kriterien: Preis, Produktionsstandort, Klimaziele, Batterienherkunft
  • Viele beliebte Modelle ausgeschlossen

Infobox: Die neue britische E-Auto-Förderung ist bürokratisch und schließt viele Modelle aus. Hersteller reagieren mit eigenen Preisnachlässen. (Quelle: Auto Motor und Sport)

Quellen:

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