Technologieoffene Mobilität: Mahle und BMW fordern Vielfalt statt reiner E-Auto-Strategie

20.05.2025 49 mal gelesen 0 Kommentare

Mahle-CEO Franz: „E-Mobilität allein wird es nicht richten“

Arnd Franz, CEO des Automobilzulieferers Mahle, äußert sich im Interview mit Edison kritisch zur aktuellen Ausrichtung der Elektromobilität. Er betont, dass die Marktdynamik bei batterieelektrischen Fahrzeugen zwar positiv sei, die Erfüllung der politischen Vorgaben jedoch weiterhin eine große Herausforderung darstelle. Franz sieht die Gründe für die Zurückhaltung der Verbraucher vor allem in der unzureichenden Ladeinfrastruktur und den hohen Kosten der E-Fahrzeuge. Er fordert eine technologieoffene und diskriminierungsfreie Politik im Mobilitätssektor, da eine einseitige Regulierung auf EU-Ebene die Hersteller zwinge, auf Elektroautos zu setzen, ohne alle Anwendungsfälle zu berücksichtigen.

Franz plädiert für eine Öffnung hin zu Hybridlösungen und nachhaltigen Verbrennungsmotoren. Besonders Range-Extender-Konzepte, Plug-in-Hybride und Biokraftstoffe sieht er als wichtige Bausteine für die Dekarbonisierung. In China verzeichnen Fahrzeuge mit Range Extendern die höchsten Zuwachsraten. Mahle investiert gezielt in Biokraftstoffe, etwa im Biomobility Center in Brasilien, und setzt langfristig auch auf synthetische Kraftstoffe wie E-Diesel oder E-Benzin. Die Energiedichte von Flüssigkraftstoffen sei laut Franz „unschlagbar“ und biete zehnmal weniger Platzbedarf und Gewicht im Auto als Batterien.

Ein weiteres Thema ist das Laden von Elektroautos. Franz sieht politischen Handlungsbedarf bei Roaming- und Blockiergebühren sowie der Preistransparenz. Mahle bietet mit ChargeBig bereits ein intelligentes Lastmanagementsystem an, das tausendfach im Einsatz ist. Der Fokus liegt auf AC-Laden und bidirektionalen Anwendungen, wobei eine V2G-fähige Wallbox für 2026 oder 2027 geplant ist. Beim Schnellladen sieht Franz China und Europa auf Augenhöhe, jedoch mit unterschiedlichen Herausforderungen.

Franz rechnet nicht mit schnellen Gewinnen im Bereich Elektromobilität. Die ursprüngliche Zielmarke von 34 Millionen E-Autos in Europa bis 2030 hält er für unrealistisch und erwartet fünf bis zehn Millionen weniger. Dies verschiebe auch den Zeitpunkt, ab dem Hersteller und Zulieferer Geld verdienen können. Mahle setzt daher auf Fokussierung, Effizienz und gutes Kostenmanagement. Die Produktanläufe für induktives Laden erwartet Franz frühestens zwischen 2027 und 2029.

  • Mahle fordert technologieoffene Politik im Mobilitätssektor.
  • Investitionen in Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe.
  • AC-Laden und bidirektionale Anwendungen im Fokus.
  • Markteinführung einer V2G-fähigen Wallbox für 2026/2027 geplant.
  • Erwartung: 5 bis 10 Millionen weniger E-Autos in Europa bis 2030 als ursprünglich prognostiziert.

Infobox: Mahle setzt auf eine breite Antriebsstrategie und sieht in Hybridlösungen und nachhaltigen Kraftstoffen eine wichtige Ergänzung zur Elektromobilität. Die Herausforderungen bei Ladeinfrastruktur und Marktdurchdringung bleiben groß. (Quelle: Elektroauto-News.net)

Kfz-Meister: 12 Jahre Erfahrung mit E-Auto-Reparaturen

Michael Dittmar, Kfz-Meister mit 40 Jahren Branchenerfahrung und seit 34 Jahren selbstständig, repariert seit 2013 Elektroautos in seiner freien Werkstatt. Im Podcast von Elektroauto News berichtet er, dass 75 bis 80 Prozent eines Elektroautos wie bei einem Verbrenner aufgebaut sind. Viele Arbeiten, wie etwa der Bremsenwechsel, erfordern keine spezielle Hochvolt-Schulung. Für komplexere Reparaturen sind jedoch spezielle Schulungen notwendig, die in drei Stufen (1S, 2S, 3S) unterteilt sind. Nach der 2S-Schulung dürfen Mechatroniker nur an E-Autos arbeiten, wenn die Batterie abgeklemmt ist, während die 3S-Schulung das Arbeiten unter Spannung erlaubt.

Wichtig ist laut Dittmar die Kombination aus Wissen, Übung und den richtigen Prozessen. Praxiserfahrung sei entscheidend, da Schulungen allein nicht ausreichen. Werkstätten benötigen zudem Reparaturanleitungen der Hersteller und müssen E-Auto-Bereiche klar kennzeichnen. Entweder wird ein einzelner Arbeitsplatz als Hochvoltbereich ausgewiesen oder die gesamte Werkstatt als E-Mobilitätsbereich deklariert, was den Zutritt auf geschulte Mitarbeiter beschränkt.

  • 75-80 % der E-Auto-Technik entspricht der von Verbrennern.
  • Drei Stufen der Hochvolt-Schulung: 1S, 2S, 3S.
  • Reparaturanleitungen müssen von Herstellern erworben werden.
  • Klare Kennzeichnung von Hochvoltbereichen in der Werkstatt erforderlich.

Infobox: Die Reparatur von E-Autos ist für freie Werkstätten mit entsprechender Schulung und Erfahrung gut machbar. Die größten Hürden liegen in der Qualifikation und Organisation, nicht in der Technik. (Quelle: CHIP)

Grünes Licht für E-Schnellladesäulen in Erndtebrück

Die Gemeinde Erndtebrück plant die Installation von Schnellladesäulen für Elektroautos. Davon sollen nicht nur die Einwohner, sondern auch Besucher und der lokale Handel profitieren. Die Entscheidung für den Ausbau der Ladeinfrastruktur wurde getroffen, um die Attraktivität der Gemeinde für E-Mobilität zu erhöhen und die Versorgungslage zu verbessern.

  • Erndtebrück erhält E-Schnellladesäulen.
  • Profitieren sollen Einwohner, Besucher und der Handel.

Infobox: Mit dem Ausbau der Schnellladeinfrastruktur setzt Erndtebrück ein Zeichen für die Förderung der Elektromobilität in der Region. (Quelle: wp.de)

E-Auto laden in Forst: Neue Schnell-Lademöglichkeiten

In Forst (Lausitz) sollen für E-Autofahrer schon bald weitere Lademöglichkeiten geschaffen werden. Ziel ist es, die Ladeinfrastruktur in der Stadt an der Neiße auszubauen und so die Nutzung von Elektrofahrzeugen attraktiver zu machen.

  • Forst (Lausitz) plant zusätzliche Schnell-Lademöglichkeiten für E-Autos.

Infobox: Die Stadt Forst investiert in den Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Elektromobilität vor Ort zu stärken. (Quelle: lr-online.de)

E-Mobilität: Woran es beim Ladesäulen-Ausbau hakt

Der Handel in Deutschland rüstet seine Parkplätze zunehmend mit Schnell-Ladesäulen und Kundenbindungsprogrammen auf. Dennoch bleibt die Nachfrage von E-Auto-Fahrern hinter den Erwartungen zurück. Händler und Dienstleister investieren in Ladeinfrastruktur, doch die Kunden bleiben aus.

  • Handel investiert in Schnell-Ladesäulen und Kundenbindungsprogramme.
  • Nachfrage von E-Auto-Fahrern bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Infobox: Trotz Investitionen in Ladeinfrastruktur bleibt die Auslastung der Ladesäulen im Handel gering. (Quelle: Lebensmittel Zeitung)

BMW-Chef: „E-Mobilität als singuläre Technologie führt in die Sackgasse“

BMW-CEO Oliver Zipse betont auf der Hauptversammlung die Vorteile der BMW-Strategie, verschiedene Antriebsarten auf gemeinsamen Plattformen zu fertigen. Während andere Hersteller auf reine Elektroplattformen setzten, habe BMW auf Flexibilität gesetzt und sieht sich nun bestätigt. Zipse verweist auf die Erfolge: Die BMW Group hat das CO2-Flottenziel der EU im Jahr 2024 um mehr als 30 Gramm unterschritten. Über 17 Prozent des Gesamtabsatzes waren Ende 2024 vollelektrisch, im ersten Quartal 2025 stiegen die weltweiten Elektroauto-Verkäufe um über 30 Prozent, in Europa sogar um über 60 Prozent. Rechnet man Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen, ist aktuell mehr als jedes vierte BMW-Fahrzeug elektrifiziert.

Zipse warnt vor einer einseitigen Regulierung und fordert, politische Ziele realistisch und betriebswirtschaftlich umsetzbar zu gestalten. Er verweist auf die Unterschiede innerhalb Europas: In Belgien lag der Marktanteil von Elektro- und Hybrid-Modellen 2024 bei über 60 Prozent, in Italien hingegen nur bei rund vier Prozent. BMW plant, 2028 ein Serienmodell mit Wasserstoff-Antrieb einzuführen und setzt weiterhin auf Technologieoffenheit. Die neue Plattform „Neue Klasse“ soll konzernweit technologische Vorteile bieten, unabhängig vom gewählten Antrieb.

Kennzahl Wert
CO2-Flottenziel EU (2024) um mehr als 30 g unterschritten
Vollelektrischer Anteil am Absatz (Ende 2024) über 17 %
Wachstum Elektroauto-Verkäufe (Q1 2025, weltweit) über 30 %
Wachstum Elektroauto-Verkäufe (Q1 2025, Europa) über 60 %
Elektrifizierter Anteil (inkl. Plug-in-Hybride) mehr als jedes vierte Fahrzeug
Marktanteil E-/Hybrid-Modelle Belgien (2024) über 60 %
Marktanteil E-Autos Italien (2024) rund 4 %
„E-Mobilität als singuläre Technologie führt in die Sackgasse. Das ist nun offensichtlich. Zu gravierend sind die Unterschiede. Selbst innerhalb Europas.“ (Oliver Zipse, BMW-CEO)

Infobox: BMW setzt auf eine breite Antriebsstrategie und sieht sich mit seiner Flexibilität im Vorteil. Die Marktentwicklung in Europa ist sehr unterschiedlich, was eine technologieoffene Politik erforderlich macht. (Quelle: ecomento.de)

Quellen:

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